Versorgung mit Modellcharakter

Das Parkinson-Kompetenzzentrum Saar in Dudweiler feiert zehnjähriges Bestehen.

Gestern gab’s viel Lob für die Einrichtung des DRK.

Am Anfang war die Betroffenheit. Als 1995 bei seiner Tante Parkinson diagnostiziert wurde, befasste sich Theo Schwarz mit der Krankheit. Er begleitete seine Tante fortan, stand ihr nach der Erstdiagnose in der Sulzbacher Klinik zur Seite, brachte sie „von Arzt zu Arzt“. Und stand ihr nach ihren Stürzen hilfreich parat – bis zu ihrem Tod 2012. Diesen persönlichen Einblick gab der Geschäftsführer der DRK-Saarland Trägergesellschaft gestern bei einer Pressekonferenz im DRK-Sozialzentrum am Markt in Dudweiler. Der Grund: Das dort ansässige Parkinson-Kompetenzzentrum Saar (PKZS) feiert zehnjähriges Bestehen.

Schwarz ist einer der Initiatoren und Antreiber des Zentrums, dessen Bildung auf 2005/2006 zurückgeht. „Einen echten Erfahrungsaustausch hatten wir ja nicht“, erinnert er sich.
Als erstes gab es eine Bedarfsanalyse. Die ergab, dass vermutlich etwa 3500 Menschen im Saarland an der Krankheit litten. Mittlerweile hat sich die Zahl auf circa 6000 Menschen beinahe verdoppelt.
2007 eröffnete die Einrichtung am Dudweiler Markt. In dem Gebäude war eine Pflegeeinrichtung geplant – allerdings nicht vom Deutschen Roten Kreuz (DRK). Dies hatte die Immobilie inmitten von Dudweiler dann aus einer Insolvenzmasse heraus ersteigert.

Die Infrastruktur sei hervorragend, erzählt Schwarz. Zu Fuß sind Geschäfte, Parkanlage und Bushaltestelle zu erreichen, was für Erkrankte ein immenser Vorteil sei.
Denn: „Die Menschen bemühen sich, ihre Mobilität so lange wie möglich zu behalten.“ Als die Pforten der Einrichtung öffneten, bot diese 26 Vollzeit-, vier Kurzzeit- und zehn Tagespflegeplätze an. Heute sind es 42 Vollzeitplätze. Eins war von Anfang an klar: Ohne ärztliche Begleitung wollte man die Einrichtung keinesfalls ins Leben rufen. Hier konnte das DRK als „ärztlichen Mentor“ Dr. Thomas Vaterrodt gewinnen. Der Facharzt für Neurologie, Rehabilitationswesen und Palliativmedizin ist Chefarzt an der Neurologischen Klinik am Sonnenberg der Saarland Heilstätten GmbH. Mit seinem Fachwissen über die häufigste Form der neurologischen Erkrankung stand er von Anfang an für die „Chefarzt-Sprechstunde“ zur Verfügung. „Am ersten Abend hatten die Stühle nicht gereicht“, erinnert er sich an das große Interesse. Bei den Sprechstunden, die einmal im Quartal angeboten werden, gibt es einen Vortrag zu einem ausgewählten Thema und im Anschluss eine ungezwungene Fragerunde. Später spendete der Sparverein dem PKZS das „Parkinson-Mobil“.

Damit ist es imstande, Beratung im ganzen Saarland bei Patienten vor Ort anzubieten. Letztendlich herrsche teilweise immer noch eine gewisse Scham zu dem Thema, so Vaterrodt. Ebenfalls von Beginn an gibt es die „Parkinson-Gymnastik“, die in Kooperation mit der Physiotherapeutischen Praxis Fiorello angeboten wird, erklärt Projektleiterin Marita Scheidt. Mit dem Vorsitzenden der Saarländischen Parkinson-Vereinigung, Robert Walther, war man ebenfalls vom Start weg vernetzt. Es gäbe bundesweit viele Projekte, die sich mit dem Thema Parkinson für Betroffene und Angehörige beschäftigten. Doch das in Dudweiler habe eine Art Modellcharakter für das Bundesgebiet. Man habe keine primär finanziellen Interessen, da die Einrichtung neben der DRK-Eigenfinanzierung vor allem über Zuschüsse von Land und Spenden betrieben werde. Die Bündelung von Verankerung vor Ort und kompetenter Beratung, die auch mobil angeboten wird, bis hin zur Duplizierung in allen Kreisen mit allen angebotenen Veranstaltungen wie dem Rollator-Tag oder dem Parkinson-Aktionstag am 16. Oktober — sie dürfte ziemlich einmalig sein.